
Inhalte
Konzepte & Zielgruppe
„Durch Musik zur Sprache“ ist ein musiktherapeutisches Konzept zur ganzheitlichen Förderung von Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter. Es basiert auf einem 2006 an der Universität Münster begonnenen Projekt, mit dem die Sprachfähigkeit von Vorschulkindern durch ein niederschwelliges musiktherapeutisches Angebot verbessern werden sollte. Dabei ging es um eine ganzheitliche Förderung, die vor allem die emotionalen und sozialen Hintergründe von Sprachdefiziten berücksichtigt und behandelt. Durch eine Verbindung von pädagogischen und therapeutischen Methoden zielte es darauf ab Kindern Sprache als Mittel des Ausdrucks des Eigenen und als erweiternde Kommunikation mit anderen erfahren können. Weitere Informationen finden Sie hier sowie in dem 2009 erschienen Buch.
Nach mehrfacher Erprobung in der Praxis und deren wissenschaftlicher Aufarbeitung bietet die Universität Münster seit 2013 einen Zertifikatslehrgang in diesem besonderen Sprachförderkonzept an. Die Weiterbildung befähigt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur selbständigen Durchführung von Gruppen nach dem wissenschaftlich evaluierten Konzept "Durch Musik zur Sprache" in Kitas, Familienbildungsstätten, Schulen, Musikschulen, Beratungsstellen und freier Praxis, sowie zur Entwicklung eigener Konzepte zur psychologischen Förderung von Kindern durch Musik in Kleingruppen.
Die Weiterbildung ist tiefenpsychologisch orientiert und richtet sich an Beratungslehrkräfte, Erzieher*innen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen, Lehrkräfte der Musikalischen Grundschule und des Mika, Logopäd*innen, Musiklehrer*innen, Musiktherapeut*innen, Sozialarbeiter*innen, Sprachtherapeut*innen, sowie an Interessierte aus verwandten Berufsgruppen, die mit Kindern vom Vorschulalter bis zum Ende der Grundschulzeit tätig sind.
Vorausgesetzt werden neben abgeschlossener Berufsausbildung und Berufspraxis oder einem einschlägigen Studium praktische Grundkompetenzen im Umgang mit Musik und ihrer Vermittlung. Therapeutische Erfahrungen sind wünschenswert.
Die Teilnehmenden erwerben ein Universitätszertifikat. Die Weiterbildung ist von der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft (DMtG) als Fortbildungsmaßnahme mit 226 Fortbildungspunkten anerkannt.
Materialien & Lehrmethoden
Der Zertifikatslehrgang basiert auf dem Buch „Durch Musik zur Sprache“ von Rosemarie Tüpker, den Ergebnissen des Forschungsprojektes von Barbara Keller „Zur Sprache kommen: Konzeptualisierung und Evaluierung eines musiktherapeutischen Förderangebotes“ sowie den dokumentierten Ergebnissen der bisherigen Projekte.
Das Handbuch „Durch Musik zur Sprache“ gehört zur Basisliteratur des Lehrgangs und sollte vor Seminarbeginn von allen Teilnehmenden gelesen werden. Zu jedem Modul erhalten die Teilnehmenden Skripte & Materialien, die bestimmte Inhalte vertiefen und weitere Anregungen für die praktische Arbeit geben. Ergänzend stehen einige Masterarbeiten zu Variationen des Projektes und zur Arbeit mit Flüchtlingskindern kostenlos zur Verfügung.
Jedes Modul gliedert sich in eine Präsenzphase und eine Selbstlernphase zur Vor- und Nachbereitung. Von Seiten der Teilnehmenden ist zusätzlich zu den Präsenzstunden ein etwa gleich hoher zeitlicher Aufwand für Lektüre, Reflexion, Vorbereitung und Durchführung des Projektes, Intervision, Evaluation und Vorbereitung der Abschlusspräsentation einzuplanen. Das Selbststudium besteht aus der vorgegebenen Lektüre der Unterrichtsmaterialien und der zugehörigen Fachliteratur sowie dem eigenen Projekt.
Die Unterrichtsstunden sind als Doppelstunden von 90 Minuten organisiert. In der Form wechseln sie zwischen Vorträgen mit Diskussion, praktischen Übungen aus dem Spielerepertoire und reflektierenden Gesprächen über Methodik, Fragen der Durchführung und psychologischen Hintergründen. In der projektbezogenen Selbsterfahrung wird Musik als Mittel der Selbstreflexion im Austausch erfahrbar. Mit Beginn der Umsetzungsphase, in der die Teilnehmenden die ersten eigenen Erfahrungen in der Anwendung des Erlernten machen, bilden Supervision, Intervision und Beratung als Arbeitsformen einen wichtigen Schwerpunkt.
Module
Die Weiterbildung dauert insgesamt ein Jahr und findet in Münster statt. Sie umfasst sechs Module mit einer Gesamtzahl von 116 Unterrichtsstunden, die sich auf sechs Wochenendblöcke verteilen. Die erfolgreich absolvierte Weiterbildung schließt mit einem Universitätszertifikat ab. Bei nicht erfolgreicher Teilnahme kann eine Teilnahmebescheinigung ausgestellt werden.
Einführung, Haltung, Grundlagen und Praxisvorbereitung
(Module 1 und 2)
Die gemeinsame Arbeit beginnt mit zwei ineinander greifenden Bewegungen: Auf der einen Seite stellen die Dozentinnen Grundidee, Impuls und Entstehung des Projekts vor und berichten über bisherige Erfahrungen in der Umsetzung. Auf der anderen Seite soll Raum dafür sein, dass auch die Teilnehmenden sich, ihre bisherigen Erfahrungen und ihre Wünsche im Hinblick auf die Weiterbildung vorstellen können. Beide Bewegungen werden methodisch so miteinander in Austausch gebracht, dass sich schon hieraus erste Entwürfe für eigene Projekte ergeben. Neben der verbalen Vorstellung und dem Gespräch wird dabei von Anfang an auch die Musik als psychästhetisches Erkenntnismittel in die Arbeit einbezogen.
Von Anfang an werden musikalische Spielformen selbst erprobt und es wird versucht, die eigene therapeutische Haltung zu erkunden, zu entwickeln und zu stärken. Dazu dienen praktische Übungen, Gruppendiskussionen, die Reflexion der bisherigen beruflichen Praxis und die Wünsche im Hinblick auf das Praxisprojekt.
Erste theoretische Inputs beziehen sich auf die therapeutische Haltung, psychologische und wissenschaftliche Grundlagen des Projekts sowie eine Einführung in die Arbeit in der Selbständigkeit und in Institutionen. Vorbereitungen auf die eigene Projektarbeit und die Aufteilung der Kleingruppen für Supervision und Intervision runden diese erste Arbeitsphase ab. Das Projekt und die Kleingruppenarbeit können individuell nach dem 2. Modul beginnen.
Theorie, Methodik, Praxeologie und Supervision
(Module 3 bis 5)
Die Module 3 bis 5 beinhalten:
> Fortlaufend und aufeinander aufbauend gibt es in jedem der drei Module Einheiten zur praktischen Erprobung musikalischer Spiele. Dazu gehört die Darstellung und Diskussion der methodischen Grundlagen und der psychologischen Aspekte der einzelnen Spiele, das weitere Kennenlernen des Spielerepertoires sowie die Reflexion des Zusammenhangs zu den Zielen der musiktherapeutischen Arbeit mit Kindern im Umfeld psychologischer Sprachförderung.
> Jeweils thematisch zentriert enthalten die Module theoretische Grundlagen aus den folgenden Bereichen:
- Entwicklungspsychologie, Psychoanalyse, Klinische Psychologie
- psychologische Aspekte der Sprachentwicklung, einschließlich Zweitspracherwerb und Bilingualität
- psychologische Zusammenhänge von Musik und Sprache
- Migrationsforschung, Grundlagen der Arbeit mit Flüchtlingen
- Projektentwicklung, Akquise
- Standards der Arbeit, Fragen der Dokumentation
- Vorstellung von Testverfahren, die sich für eine begleitende Evaluation eigener Projekte eignen
- Vorstellung ausgewählter Projekte der bisherigen Durchgänge
> Zur Unterstütung der Entwicklung einer therapeutischen Haltung und zur Selbstreflexion enthalten die Module Einheiten einer projektbezogenen musiktherapeutischen Selbsterfahrung.
> Zur Umsetzung des Gelernten in die Praxis initiieren die TeilnehmerInnen selbst ein Praxisprojekt und führen dieses selbständig durch. Das Praxisprojekt sollte ca. 20 Stunden während der Weiterbildung umfassen. Es kann in den beruflichen Kontext der TeilnehmerInnen integriert sein oder als neues Projekt durchgeführt werden.
> Die Teilnehmenden unterstützen sich in der Praxisphase im Sinne einer Intervision in kollegialen – und regional organisierten – Gruppen oder Zweierteams. Sie werden bei Fragen von zwei der Lehrenden in geeigneter, individuell abzusprechender Form unterstützt.
> In jedem der Module besteht die Möglichkeit der Supervision der begonnenen praktischen Arbeit der TeilnehmerInnen und die Besprechung der entstehenden Fragen.
> Zwischen den Weiterbildungsterminen besteht außerdem die Möglichkeit der individuellen Beratung im Sinne eines Mentorings (auch telefonisch oder per Mail) in einer festen, zuvor vereinbarten personellen Zuordnung.
Abschlussmodul
(Modul 6)
Im Abschlussmodul werden die Projekte der TeilnehmerInnen vorgestellt und diskutiert. Dieses beinhaltet zum einen eine kollegial angemessene Form der Überprüfung, auf die sich die Ausstellung eines Zertifikats bezieht. Zum anderen bieten das Kennenlernen und die Reflexion der Projekte und den damit verbundenen unterschiedlichen Bedingungen und Problemen der jeweils anderen einen erheblichen zusätzlichen Lerngewinn. Umgekehrt kann durch die Diskussionsbeiträge der übrigen Teilnehmenden und der DozentInnen ein Zugewinn für die Durchführenden erwartet werden.
Termine
Die Weiterbildung dauert insgesamt ein Jahr und findet in Münster statt. Sie umfasst sechs Module mit einer Gesamtzahl von 116 Unterrichtsstunden, die sich auf sechs Wochenendblöcke verteilen. Der Unterricht findet i.d.R. zu folgenden Zeiten statt:
Freitags von 10.30 - 19.30 Uhr
Samstags von 09.00 - 17.30 Uhr
Der nächste Starttermin für den Lehrgang wird der 21. Oktober 2022 sein.
1. Modul: 21./22. Oktober 2022
2. Modul: 18./19. November 2022
3. Modul: 13./14. Januar 2023
4. Modul: 17./18. Februar 2023
5. Modul: 16./17. Juni 2023
6. Modul: 22./23. September 2023
Prüfungsleistungen
Die erfolgreich absolvierte Weiterbildung schließt mit einem Universitätszertifikat ab. Die Prüfung findet in Form eines Vortrags in der Studiengruppe (20 Min.) mit anschließender Diskussion (10 Min.) statt. Vortrag und Diskussion beziehen sich in der Regel auf das selbst durchgeführte eigene Praxisprojekt. Auf Antrag kann ein anderes Thema gewählt werden. Ein Handout ergänzt den Vortrag. Der Zertifikatskurs wird ohne Benotung mit „erfolgreich“ oder „nicht erfolgreich“ abgeschlossen. Bei nicht erfolgreicher Teilnahme kann eine Teilnahmebescheinigung ausgestellt werden.
Die zum Erhalt der Zertifizierung notwendigen Fortbildungspunkte der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft (DMtG) sind auf 250 Punkte für fünf Jahre festgelegt. Die Vergabe der insgesamt 226 Fortbildungspunkte erfolgte nach der Fortbildungsordnung (DMtG) vom 25.10.2014.
Dabei wurden entlang der dort angegebenen Fortbildungsbereiche berücksichtigt:
- I. Theorie: Theoretische Seminarinhalte und ihr zugehöriges Selbststudium
- II. praktisch-klinische Kompetenz: Begleitetes Praxisprojekt
- III. Reflexion: Selbsterfahrung, Supervision, Intervision
- IV. praktisch-methodische Kompetenz: Praktisch-übende Seminare
Zuordnung der Punkte nach DMtG | Theorie | Prakt.-klinische Kompetenzen | Reflexion | Prakt.-meth. Kompetenzen |
---|---|---|---|---|
Modul 1 | 14 | - | 10 | 10 |
Modul 2 | 20 | - | 6 | 10 |
Modul 3 | 20 | - | 6 | 10 |
Modul 4 | 20 | - | 6 | 10 |
Modul 5 | - | 20 | 12 | 10 |
Modul 6 | 10 | 20 | - | 10 |
Summen | 84 | 40 | 42 | 60 |
Gesamtumfang | 226 |